Gern folge ich der Bitte von Ulrike Rapp aus unserer Genossenschaft, für eine sich gerade bildende Initiativgruppe zur Erzeugung und Nutzung biozyklischer Humuserde die folgende allgemeine Herausforderung zu Beginn solcher Initiativen zu umreissen: Wie starte ich ein Vorhaben der Regionalgesellschaft, welches ich in meiner Heimatregion gern in Gang bringen würde? Sei es der Aufbau einer Humusinitiative, einer Solawi, eines Tauschringes, einer Energiegenossenschaft oder eines alternativen medizinischen Zentrums – am Beginn steht die Frage: Welches sind die ersten Schritte? Hier einige Vorschläge, welche in meinen Teams für den Umbau von Kommunen zu Energiewendedörfern mit Erfolg angewendet wurden.
Der Start eines Vorhabens der Regionalgesellschaft, z.B. der Energiewende in einer Kommune ist zunächst eine Idee: Die Idee, dass und in welcher Form diese Transformation gelingen könnte. Jede Innovation setzt mindestens einen Menschen voraus, der eine Idee für umsetzbar hält. Das trifft für ein Flugzeug genauso zu wie für ein Haus des Heilens oder einen Pflegebauernhof.
Präzisieren Sie Ihre Idee: Was sind zentrale Projektziele? Sobald Sie mit einigen wenigen Mitengagierten einig darüber sind, kommt es auf folgende Punkte an:
Sprechen Sie weitere Bekannte/Freunde im Ort auf Ihre Idee hin an. Beginnen Sie damit, die Menschen Ihrer Kommune zu kontaktieren, die Sie bereits gut kennen und von denen Sie sich vorstellen können, dass sie Ihrer Idee gegenüber offen sein könnten. Hier ist es noch nicht so wichtig, strategisch an Entscheidungsträger und potentielle MultiplikatorInnen zu denken – das folgt im nächsten Schritt. Hier geht es darum, dass Sie sich vergewissern, dass es im Ort eine Kerngruppe von guten Bekannten gibt, in deren Kreis Sie sich wohlfühlen und mit denen gemeinsam Sie Lust bekommen und Freude verspüren, die folgenden Schritte anzugehen.
Überlegen Sie gemeinsam, für welche Teile Ihrer Idee Experten im Ort vorhanden sind: Z.B. Finanzierung, Technik, Landwirtschaft, Verwaltung, Öffentlichkeitsarbeit. Sprechen Sie diese an. Die Gründung eines Energiewendedorfes, um bei unserem Beispiel zu bleiben, fordert viele unterschiedliche Kompetenzen. Deshalb ist es empfehlenswert, die Arbeitsschritte in Themenfeldern zu gliedern und nach Möglichkeit Experten und Expertinnen für die einzelnen Bereiche als Unterstützer zu gewinnen.
Bilden Sie informelle Themengruppen, die einzelne Aspekte des Vorhabens genauer checken. Zu technischen Fragen können ansässige Ingenieursbüros oder private BewohnerInnen mit Fachkenntnissen zu Rate gezogen werden. Genossenschaftlich geführte Banken und deren Vertreter sind in der Regel offen für gemeinsame Projekte und können als mögliche Ansprechpartner zum Thema Finanzierung fungieren. Die Themen Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit lassen sich gelegentlich mit den Aufgaben der Kommune verknüpfen, weshalb es sich anbietet, auch die Gemeinde auf eine gemeinsame Projektabwicklung anzusprechen.
Wenn die Kerngruppe steht und Themengruppen gebildet sind, steht die Frage im Raum, ob und inwieweit die breite Einwohnerschaft der Kommune für das geplante Themenfeld, z.B. eine gemeinschaftliche Energieversorgung offen ist. Wie kann man die Bereitschaft, bei dem Vorhaben aktiv mitzuwirken, fördern?
Hier gibt es eine Vielzahl möglicher Aktivitäten – von gezielten informellen Gartenzaungesprächen bis zu Einladungen zu Info-Veranstaltungen. Wichtig ist es nach unseren Erfahrungen, die Resonanz auf den Funken der Idee in der Kommune herauszufinden. Sie können die Chance auf gute Resonanz erheblich steigern, wenn Sie sich die Erfolgsfaktoren bei bereits erfolgreich umgesetzten kommunalen Vorhaben anschauen. Am Besten bei Besuchen bei Vorreiter-Kommunen, wo Sie konkret nachfragen können, wieso es dort funktioniert hat mit der Umsetzung. Antworten, die wir bei solchen Besuchen erhielten, waren z.B. „Einbindung der lokalen Presse“ oder „gemeinsame Feiern beim Erreichen von Zwischenzielen“.
Sie stecken gerade im Startprozess eines Vorhabens? Hier zusammengefasst einige Fragen, deren Beantwortung hilfreich sein kann, damit Sie genauer einschätzen können, was schon geschafft ist und was in Ihrer aktuellen Situation ganz konkret weiterführen kann:
Blick nach Innen: Wer ist bislang am Vorhaben beteiligt? Welche Aktivitäten waren bislang erfolgreich? Welche Probleme, Beschränkungen, Herausforderungen stehen aktuell im Raum?
Blick nach Aussen: Gibt es schon ähnliche gelungene Projekte? Welche Ressourcen und Potenziale standen dort für das Projekt zur Verfügung? Was führte dort zum Erfolg? Wer könnten neue Kooperationspartner*innen sein? Was wurde bei uns noch nicht getan, was anderswo zum Erfolg führte?
Blick in die Zukunft: Vereinbarungen treffen über konkrete Schritte, die aktuell weiterführen. Wer – macht was (konkrete Aktionen wie Besuchsfahrt, Gründung neuer Strukturen, Experten/neue Kooperationspartner gewinnen …) – mit wem – wann?
Viel Erfolg beim Start Ihrer Initiative! Ihr Peter Schmuck
Das Titelbild zeigt Mitglieder der kürzlich gegründeten Seelawi Initiative am Ammersee
