Ehrfurcht vor dem Leben. Ein wunderbarer ethischer Grundsatz, der von Albert Schweitzer in die vor über 100 Jahren gerade aufkommende – aber ethisch analphabetische – Industriegesellschaft eingebracht wurde, der aber bis heute wenig Gehör auf unserem Planeten findet. Artensterben, Massentierhaltung sind nach wie vor an der Tagesordnung.

Immerhin: Im Jahr 2000 wurde die Erdcharta Initiative gegründet, welche sich dem Grundsatz des Respekts vor allem Leben verpflichtet fühlt. Und im Jahr 2019 nahm die Initiatorin der Gemeinwohllobby auf meinen Vorschlag hin diesen Grundsatz als Artikel 1 eines Entwurfes für einen neuen Gesellschaftsvertrag für Deutschland auf.

Wer aber nicht warten mag, bis einer dieser Vorstöße breite Wirkung entfaltet, kann sich ganz praktisch, sofort und vor Ort für die Schöpfung, in deren Schoß wir leben, engagieren.

Die irische Landschaftsarchitektin Mary Reynolds hat Frage, wie jeder Mensch dieses Engagement für die Mitwelt entfalten kann, seit einigen Jahren zu ihrem Lebensthema gemacht. Ihr Schlüsselerlebnis bestand darin, dass eines Tages ein Fuchs, zwei Hasen und ein Igel auf der Flucht vor einem Bagger in einem Nachbargrundstück durch ihren Garten liefen. „Ich stand ganz entsetzt da und vergaß Luft zu holen. Ich hatte das selbst schon so oft getan, an so vielen Orten. Mehr als 20 Jahre hatte ich in der ganzen Welt als Gartengestalterin gearbeitet und überall, wo ich tätig war, ähnliche unbedachte Verwüstungen angerichtet.“

Seit diesem Erlebnis ist Mary Reynolds unermüdlich für die Wiederbelebung unseres Respekts für die Schöpfung tätig. Sie gründete die Graswurzelbewegung „We are the ARK“ (für Acts of Regenerative Kindness for the Earth), welche mittlerweile in vielen Ländern Anhänger und Mitwirkende hat. In diesem Video erzählt sie darüber.

Soeben ist ihr neues Buch in deutscher Sprache erschienen. Wir sind die Arche. Darin finden die Leser eine bunte Vielfalt von erprobten Schritten, wie jeder von uns beitragen kann, die Vielfalt des Lebens in unseren Wohnräumen, Städten, Dörfern, Wäldern, Flüssen, Seen, Meeren, im Luftraum um uns sowie auf den Beeten und Feldern zu bereichern. Illustriert mit ansprechenden Grafiken zum Miteinander der Schöpfung von Ruth Evans, angereichert um kurze theoretische Einschübe etwa über heimische und invasive Lebewesen – und mit einer umfangreichen Sammlung an Quellen und weiterführenden Informationen ist hier eine bibliophile Kostbarkeit entstanden, welche alle Menschen mit einem Herz für unsere Mitgeschöpfe dabei unterstützen kann, vor Ort das Lebensnetz zu stärken.

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