Im Jahr 2011 wurde in einem Obstanbaubetrieb in dem kleinen Dorf Nienhagen (Niedersachsen) eine Biogasanlage errichtet. Diese Anlagen wurden einige Jahre von der Bundesregierung stark gefördert, um die Stromversorgung der Zukunft mit einheimischen Energiequellen zu stabilisieren. Nun erzeugen diese Anlagen aber bei der Verbrennung von Biogas neben Strom jede Menge Wärme. Da die Nutzung dieser Wärme vor Ort nicht Bedingung für die Förderung war, stehen heute in Deutschland ca. 8.000 Biogasanlagen, bei deren Großteil die Wärme nicht genutzt wird. Die Obstbauern von Nienhagen haben weiter gedacht: Sie nutzen die anfallende Wärme für Gewächshäuser, trocknen feuchtes Holz, und stellten Anfang der 2020er Jahre fest, dass sie auch noch die Häuser des angrenzenden Dorfes mit Wärme versorgen können. Das Echo im Dorf war positiv und die meisten Häuser im Ort werden so heute über ein Wärmenetz mit regional anfallender Energie geheizt.
So steht ein Beispiel im Raum, wie auch an anderen Orten mit Biogasanlagen in Ortsnähe die Heizung dieser Siedlungen auf ohnehin anfallende Wärme umstellbar ist. In den ca. 200 Energiewendedörfern unseres Landes kann man sich zudem Anregungen holen, wie dieser Prozess auf breite Beine in der Bevölkerung gestellt werden kann, z.B. durch Gründung einer Nahwärmegenossenschaft.
Die Weichen für einen solchen Umbau sind zeitnah zu stellen, da vielen Biogasanlagen nach Ablauf der auf 20 Jahre befristeten Stromvergütung zu festen, geförderten Preisen das AUS droht – es sei denn, sie finden eine Möglichkeit, die anfallende Wärme sinnvoll zu vermarkten.
So sind alle Interessierten an regionaler Wärme eingeladen, in der Umgebung ihrer Wohnorte gezielt nach solchen Anlagen Ausschau zu halten und mit den Betreibern das Gespräch aufzunehmen. Wenige Kilometer zwischen Wohngebiet und Biogasanlage können durchaus überbrückt werden, wie man sich in den Energiewendedörfern Krebeck und Wollbrandshausen bei Göttingen anschauen kann. Dort wurde eine gemeinsame Anlage für beide Dörfer aufs Feld zwischen beiden Dörfern plaziert.