Wenn unser Stromnetz bei gutem Wind keinen weiteren Strom aus Windanlagen aufnehmen kann, werden diese derzeit schlicht abgeschaltet. Weil man Fossil- und Nuklearkraftwerke nicht flexibel heruntersteuern kann, so die landläufige Begründung. Der gesunde Menschenverstand sagt hingegen: Warum nutzen wir diese Windstromüberschüsse nicht vor Ort?
Die nordfriesische Gemeinde Bosbüll ist bekannt dafür, dass die hier ansässigen 254 Einwohner*innen einen Bürgerwindpark sowie einen Bürgersolarpark betreiben. Mit zwei weiteren EE-Parks auf dem Gemeindegebiet stellen sie etwa 50 Gigawattstunden Strom pro Jahr bereit, welcher bilanziell ausreicht für 20.000 Durchschnittshaushalte. Bereits das ist sensationell – oder sehen Sie das anders?
Doch die BosbüllerInnen nutzen darüber hinaus vor Ort erzeugte Stromüberschüsse zur Umwandlung in Wärme und grünen Wasserstoff für den lokalen und regionalen Verbrauch. Im September 2021 wurde ein Nahwärmenetz gebaut, das Wärme aus einem thermischen Speicher liefert, der über einen integrierten Heizstab erhitzt wird. In Zeiten des Strom-Überangebots im öffentlichen Netz wird der bei den meisten Anlagen Deutschlands „abgeregelte“ (sprich verschenkte) Wind- und Solarstrom in Bösbüll sinnvoll genutzt.
Ein ebenfalls mit erneuerbarem Strom betriebener Elektrolyseur erzeugt in der Gemeinde mittels der Power-to-Gas-Technologie klimaneutrales Gas für den ÖPNV und für Pkw mit Brennstoffzelle. So sollen allmählich Benzin und Diesel aus dem regionalen Markt verdrängt werden. Auch die Abwärme aus der Elektrolyse wird für das Wärmenetz genutzt.
Weitere Details hier. Herzliche Grüße in den windigen und innovativen Norden – Ihr Peter Schmuck